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Rezension Veit Lindau "Genesis"

Bei manchen Büchern fällt mir die Bewertung nicht leicht.

Genesis, Die Befreiung der Geschlechter habe ich als Hörbuch durch Netgalley gehört, gelesen vom Autoren.

Das Buch versucht sich in einer Analyse und strategischen Heilung nicht nur der Geschlechter untereinander, sondern auch der männlichen und weiblichen Anteile innerhalb einer Person. Hierbei werden die weiblichen und männlichen Aspekte als Tendenz zu den Kräften von Logos und Eros verstanden.

Mein Eindruck von dem Hörbuch. Zuerst zum Sprecher: Man merkt, dass Herr Lindau sein Geld mit Vorträgen und Präsentationen verdient. Professionelle Stimme und Sprache, sehr akzentuirt und betont gesprochen, hervorragend verständlich. Trotzdem bin ich mit der Stimme nicht 100% warm geworden, mir war die Sprechweise stellenweise zu professionell zu glatt und perfekt. Im Hinterkopf hatte ich den größten Teil des Hörbuchs (und ich habe mich vorher nicht über den Autoren informiert): Coach für Selbsterfahrung/Selbstfindung, Buch ist (auch) Werbemedium für seine Veranstaltungen oder Therapien.

Zum Inhalt: Das Konzept Eros/Logos war ebenso wie viele Bereiche rund um Verhalten, Motivation, Erfahrung usw. in sehr vielen Bereichen nachvollziehbar und logisch. Ich als weiße CIS-Frau fand den Versuch der Ansprache aller Geschlechter in allen Ausformungen überzeugend, weil Herr Lindau sowohl seinen Willen alle anzusprechen, als auch seine Befürchtung nicht allen gerecht werden zu können, eingebracht hat. Von der Zielgruppe ist das Buch/Hörbuch für alle gedacht, die therapeutischen Hinweise (hören Sie nochmal das mit dem und dem Ansatz) haben mich aber ebenso wie die "Gratiszugaben" aus dem Hörfluß geholt und eher abgeschreckt. Die geschichtliches Aspekte des Patriarchats erschienen mir sowohl im Abriss über Jäger und Sammler als auch die frühe Seßhaftigkeit als eher überholtes Geschichtswissen.

Abgeschreckt hat mich stellenweise die Sprache. Einiges wie Zitate aus den unterschiedlichsten Büchern hat mich erreicht und angesprochen, die Zielsetzung Mann und Frau als König und Königin anzusprechen hat mich ebenso wie die Schwertsymbolik abgestoßen. Für mich sind diese Begriffe als Lebensziel nicht positiv besetzt und daher nicht mit einer Selbstaufwertung zu verbinden.

Zusammenfassend:

Konzept der Weiterentwicklung der menschlichen Möglichkeiten durch Stärkung der dualen Vorzüge klingt nachdenkenswert, lässt sich im Idealbild aber nur in einer komplett nach dieser Vorstellung lebenden Gesellschaft für alle verwirklichen. Die eigene Sprachwelt des Autoren ist gewöhnungsbedürftig, wenn man es schafft diese entweder zu akzeptieren oder zu überhören, enthält das Hörbuch einiges Hörenswertes. Der Autor gibt die Inhalte ganz klar innerhalb seiner Selbst- und Lebenshilfestruktur weiter und nutzt das Buch auch als Werbung für sein Netzwerk, etwas Offensiver als normalerweise in neutral beworbenen Büchern hierzulande üblich. Das Buch hat aber nicht nur als Türöffner, sondern auch eigenständig Inhalte, die zum Weiterdenken einladen.

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