Shadas Quelle erscheint bei Amazon Anfang November als Taschenbuch, Ebook und in KU.
Das wunderschöne Cover habe ich von Patricia Daniela Brenner von deincoverdesign.de
Die Mauern fallen - von der Vagabundin zur Freiheitskämpferin. Die Geschichte kann vielerlei Arten von Drachen enthalten!
Shadas Quelle erzählt die Geschichte von Siska, die die unüberwindliche Grenze ihres Heimatlandes Myla überwindet. In mittleren Jahren hat sie alle Abenteuer, die ihre Heimat bietet, ausgereizt und möchte das große Tabu um die mysteriösen Mauern ergründen, die keiner berühren kann. Gerüchte sagen, dass es dahinter Drachen geben könnte. Trotz aller Warnung vor unbekannter Gefahr ist ihre Neugier größer als jede Furcht. Sie entdeckt ein fremdes, aber freundliches Land, in dem Drachen als Nutztiere gehalten werden. Schnell findet sie Arbeit und gewinnt dadurch Wissen und zwei Dracheneier. Doch auch dieses Land genügt ihrer Reiselust nicht, eine Legende lässt sie weitere Länder und ein gemeinsames Rätsel erahnen und als Gefahr für ihre Drachen droht, findet sie hinter der nächsten unüberwindlichen Grenze Shadas Quelle, von deren Rätselaufgabe die Legende erzählt. So verbinden sich für Siska Neugier und Reiselust mit dem Anreiz die Aufgabe zu lösen und vielleicht, hoffentlich, die Länder miteinander zu vereinen. Sechs völlig unterschiedliche Länder umfasst die Welt und alle müssen zur Lösung beitragen. Auf der Reise gewinnt Siska neue Freunde, erlebt zahlreiche Überraschungen, trifft vielfältige Drachen und entdeckt Wunder und Lebensarten, die sie sich in keinen Träumen ausmalen konnte. Gemeinsam lernen die unterschiedlichen Menschen und Drachen zu einer besonderen Freiheit beizutragen. Alte Drachenweisheit trifft auf menschliche Neugier – eine magische Kombination.
So ignoriere ich mein Haus und mache mir einen Schlafplatz neben dem Drachennest fertig. Ich schlafe tief und fest und überhöre auch das erste Knacken. Wach werde ich, als mein Gesicht feucht wird. Ich öffne die Augen und sehe einen winzigen roten Drachen, der mich wohl gerade angeniest hat und jetzt ganz verblüfft in die Gegend schaut. So wie der Trainer es erklärt hat, erkenne ich die typische Zeichnung eines roten also weiblichen Drachens.
Ich setze mich auf und sehe im Nest die Scherben des Eies. Das kupferfarbene Drachenei bewegt sich, aber ist noch geschlossen. Dann ein Knacken und es zerbricht in zwei Hälften. Ein schuppiger Kopf halb blau, halb türkis erhebt sich, dann zwei winzige Klauen und nach nur zwei Versuchen hat der kleine Drache sich auf seine Vorderbeine gestützt und stolpert aus den Resten des Eies heraus. Zweifarbig, blau und türkis in unregelmäßigen Farbflächen, ein Drachenjunge.
Die Schuppen schimmern so, dass es aussieht, als ob das Licht eines Regenbogens über seinen Rücken läuft. Laufen ist aber sonst nichts, was er schon kann, stehen geht, aber beim ersten Versuch eines Schrittes stolpert er sofort auf die Nase. Seine Nestgefährtin ist ein wenig geschickter, bis zu mir muss sie schon drei oder vier Schritte gegangen sein. Beide schauen mich an, wie das achte Weltwunder, dann beginnen sie leise, fiepende Geräusche von sich zu geben, und ich kann nicht anders, strecke die Hand aus und streichele den Rücken.
Es fühlt sich warm an, glatt und kein bisschen hart, aber die Ecken der Schuppen piksen ein wenig.
Ich greife mit der anderen Hand neben meine Schlafstelle, wo ich abends noch einen Bund Kräuter abgelegt habe und gebe diese den beiden Drachen. Dann entferne ich die Eierschalen, nein, ich sammle sie ein, bewundere das glänzende Innere und wickele sie vorsichtig in ein Stück Tuch. Das Drachenmädchen, denn wie ich vom Trainer weiß, sind rote und auch goldene Drachen immer weiblich, hat ihr Ei in ziemlich viele, ziemlich kleine Stück zerlegt, ihr Nestbruder hingegen hat es geschafft das Ei fast zu halbieren und nur einige winzige Stückchen abzubrechen.
Jetzt aber essen sie erst einmal das erste Grünzeug ihres Lebens. Für Fressen sieht es auf jeden Fall viel zu manierlich aus! Heute werden sie nur gefüttert und an mich gewöhnt, bis morgen brauche ich einen Namen und dann kann das Training beginnen.
Ja, ich gönne mir einen ganzen Tag die beiden kennenzulernen. Das Mädchen ist neugierig, aufmerksam und beginnt als erste den Raum zu erforschen, der Drachenjunge braucht für alles länger, er geht viel später den ersten Schritt und bis er sich mir freiwillig nähert, vergehen Stunden. Sie hingegen kommt immer mal wieder herüber, als müsse sie sich vergewissern, dass ich echt und noch da bin. Sie erkundet die Ecken der Scheune, so weit ihre Beinchen sie tragen. Ihr Gang ist einerseits elegant für einen Vierfüßer mit kurzen Beinen, andererseits knickt sie immer mal wieder rechts hinten leicht ein. Das erinnert mich an eine ältere Dame, mit der ich vor Jahren ein paar Tage verbrachte. Sie war klug, wortgewandt, geschickt und hatte einen merkwürdigen Gang. Sie hieß Inoega, glaube ich und ich spiele ein wenig mit dem Namen herum, bis ich ihn zu Inoegid umwandle und das Drachenmädchen damit anspreche.
Sofort kommt sie zu mir, als hätte sie nur darauf gewartet, dass ich endlich ihren Namen rauskriege. Ich lege meine Hand auf den Boden und erwarte, dass Inoegid daran schnuppert wie ein Hund, doch stattdessen rollt sie sich darauf zusammen, als wolle sie schlafen. Inoegid ist ein toller Name denke ich und sage mir, wenn sie Feuer spukt, dann soll sie Inoegid Fyr heißen.
Ihr Nestgefährte kommt auch herüber, schnuppert an meinen Fingerspitzen und niest. Seine Schuppen leuchten wie glitzernde Gewässer oder wie der leuchtende Himmel an einem sonnigen Tag.
Aber nach Wasser mag ich ihn nicht benennen, er soll Aerial heißen, Aerial Lóng, nach dem alten Wort für Luftdrachen in meiner Sprache. Kurz wundere ich mich, warum in einem Land ganz ohne Drachen ein Name für Luftdrachen und wie ich mich erinnere noch weitere Namen für andere Drachenarten existieren. ...