Rafi Judenbub von Rafael Seligmann gelesen dank Netgalley.
Chronologisch gesehen 3. Buch der Geschichte von Familie Seligmann. Nach Verfolgung und Übersiedlung nach Israel mit geschäftlichem Versagen, kehrt die Familie nach Deutschland zurück. Vater Ludwig versucht wieder als Selbständiger Fuß zu fassen, der Sohn kommt in die Schule und Mutter Hannah krankt am Leben im Land der Nazis.
Die Geschichte wird in wechselnden Perspektiven aller 3 Familienmitglieder erzählt. Da ich die anderen beiden Bücher nicht kenne, bin ich Familie Seligmann hier das erste Mal begegnet.
Vater Ludwig hat vor dem Krieg als Hausierer für Textilien gearbeitet. Er kann verkaufen, organisieren und akquirieren, ist aber dennoch von einer Selbständigkeit überfordert. Hannah habe ich als absolute Nervensäge empfunden, die das Leben von Mann und Sohn steuern und lenken will, die finanziellen Belange regeln und sich dabei so wenig wie möglich mit Deutschen befassen möchte. Sie beschafft ihm eine Arbeit, sie verhandelt den Lohn nach, sie reglementiert ihren Sohn, versucht ihm den Umgang mit deutschen Kindern zu verbieten und später die Liebesbeziehung mit einer Schickse statt einer Hochzeit mit einer nicht geliebten Jüdin.
Ich denke wirklich gerecht kann man dem Buch nur werden, wenn man alle 3 Teile kennt. Losgelöst fällt es mir eher schwer Sympathie zu den Personen im Buch - egal ob Familie Seligmann oder die beiden Chefs zu entwickeln. Obwohl aufgrund des Schicksals ein Kontrollversuch des Lebens der Familie nachvollziehbar ist, muss ich mir dies doch immer wieder vorsagen. Die beiden Chefs beuten die Mitarbeiter aus und gehen bei jeder kleinen Kritik oder Bitte direkt an Antisemitismus aus. Vergleiche zu KZ und Gestapo sind bei ihnen normaler Sprachgebrauch.
Bei Rafi verläuft die Schule wellenförmig. Gleichbleibend ist seine Faulheit plus Begabung und durch die Schulkarriere ist er mal ganz normales Schulkind, mal als Jude der Außenseiter, mal als schwacher Schüler der Klassenclown. Ein Problem ist an manchen Stellen die Mutter, die gern da eingreift, wo es nur Probleme bringt und den Sohn zu seinem Leidwesen damit ein wenig an den Pranger schickt.
Habe ich das Buch gern gelesen? Soweit ja, obwohl mir die Personen oft unangenehm waren.
Leider habe ich kein Coverbild, da die von Netgalley zur Verfügung gestellte Amazonausgabe kein Cover hat.
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