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Rezension "Amalientöchter"

Joan Weng "Amalientöchter"

gelesen als digitale Ausgabe dank Netgalley im Dezember 2019

Historischer Roman - Ende des ersten Weltkriegs - Situation der Frau - Wahlrecht (aktiv und passiv)...

Klara ist verliebt und möchte ihrem Geliebten nach Berlin folgen, wo er sich als Arzt für die Armen und Bedürftigen einsetzt. Doch nicht nur das wilde Hauptstadtleben, auch der politische Einsatz vor Ort liegen ihr am Herzen. Soweit das Bild, wie das Buch es von der Hauptperson Klara malen möchte. Bis ungefähr zur Hälfte des Buches hätte ich dem mit ein paar kleineren Abstrichen folgen können. Doch dann wurde mir klar, dass Klara eigentlich die ganze Zeit außer der einen Entscheidung nach Berlin zu gehen, immer nur den Vorstellungen und Einflüssen ihres Umfeldes gefolgt ist. Ihr Beinahe-Verlobter wandelt sich vollständig und sie kann ihn nicht einmal fragen, warum sein Lebensziel sich komplett gedreht hat. Sie stolpert hinterher, überlegt, aber sie bleibt in ihrem Gedankengefängnis gebunden. Sie verliebt sich - in die Augen und das Bild von dem Mann - ohne auch nur wirkliche Gespräch mit ihm geführt zu haben. Die Liebe wirkt gestellt - es kommt einfach nichts Inhaltliches rüber,was die Gefühle über das Oberflächliche hinweg gehen lässt.

Aber die Hauptperson, die nicht für Eigenes einsteht, außer bei einem von ihr geschriebenen Artikel, ist nicht mein einziger Kritikpunkt. Die Geschichte beginnt gut, detailreich, mit vielen Personen, doch als sie Fahrt aufnimmt, wird sie brüchiger. Entscheidende Ereignisse werden in einem Nebensatz erwähnt und am Ende bricht das Buch mitten in einer Umbruchsituation ab. Vielleicht sollte ein zweiter Teil die Geschichte fortführen? So, ist die zweite Hälfte des Buches mir persönlich zu löchrig und die Personen haben deutlich weniger Substanz als am Anfang.

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