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Rezension "Das Haus des Dämmerlichts"

Das Haus des Dämmerlichts von Barbara Dribbusch

erschienen im Juli 2019, gelesen dank Netgalley im Oktober 2019

Genre: Historischer Roman 3. Reich, Thema "Lebensunwertes Leben"

Der Klappentext und das Thema brachten mich leider zu diesem Roman. Erwartet und erhofft habe ich mir eine ernstgemeinte Auseinandersetzung mit dem Thema Psychiatrie im 3. Reich inklusive des ständigen Risikos als "unnütz" ermordet zu werden. Dieses Buch handelt zwar zum Teil in diesem Themenbereich, doch alle Risiken und Gefahren werden nur an der Oberfläche erwähnt. Ja, es kommt vor, dass Menschen ermordet wurden, weil sie als geisteskrank eingestuft wurden, doch in diesem Buch gibt es tatsächlich die Möglichkeit sie dadurch zu retten, dass Angehörige sie ins Haus nehmen. Mein Urgroßvater ist, vermutlich wegen Demenz, aus dem Haushalt abgeholt worden, er war in keinem Heim - daher ist mir diese Möglichkeit in einem fiktiven Roman viel zu schwach.

Aber zurück zum Buch. Anne, Journalistin bei einer Frauenzeitschrift, vom Ehemann wegen einer Jüngeren verlassen, muss ihre Großmutter beerdigen und den Nachlass ordnen. Obwohl sie diese nur ein einziges Mal als Erwachsene getroffen hat, reist sie hierzu auf unbestimmte Zeit nach Innsbruck. Statt sich jedoch um die Belange rund um die Beerdigung zu kümmern, geht es erst einmal um Annes Befindlichkeiten, einen Mann, den sie erotisch interessant findet und um Nachbarn und Freundinnen der Großmutter. Im Haus findet Anne ein Tagebuch in zahlreichen Schulheften und liest dies so nach und nach - es handelt von der Zeit, in der Großmutter Charlotte als junge Frau wegen Problemen mit Trauerbewältigung in einem psychiatrischen Sanatorium verbrachte.

Die Geschichte hätte Potential gehabt, genauer die Geschichte von Charlotte hätte Potential gehabt, während die Rahmenhandlung in der Gegenwart von Anfang an  eher unerträglich ist.

Anne ist unsympathisch, weltfremd und gleichzeitig hochgradig mißtrauisch. Dass ihre Beziehungssituation in die Geschichte eingebunden wird ist unnötig und nervend. Die Rahmenhandlung ist in der Ich-Form geschrieben und benötigt dringend einen erfahrenen Lektor - auch wenn dieser laut Nachwort schon daran gearbeitet hat. Ständig beginnen Sätze mit Ich - ein Absatz schafft es in 5 Sätzen, vier davon mit Ich beginnen zu lassen, ein Stilmittel, das mich hochgradig nervt. Besonders in Verbindung mit häufig sehr kurzen Sätzen, Detailfülle bei unnötigen Themen (nein, ich möchte nicht jeden Tag den Brotbelag des Frühstücks wissen). Szenenweise wird der Leser zum Idioten erklärt. Anne verabredet sich um 3 mit einer Person, sie bekommt Angst vor einer anderen Person und simuliert ein Telefonat mit Person 1 wegen einer Verabredung um 5. Nach dem Telefonat schlägt sie Person 2 vor, sich um 3 zu treffen. Dann erklärt sie dem Leser ausführlich, dass dies eine Finte ist, weil jetzt beide Verabredungen zeitgleich sind, damit sie Person 2 nicht alleine trifft und wiederholt alle Informationen noch einmal mit deutlich gehobenem Zeigefinger.

Zusätzlich werden viele Szenen so auffällig geplant, dass es wenig Überraschungen gibt, bzw. nur in kleinen Details. Erwähne einen Gegenstand ständig, erkläre warum er immer an Platz x ist, einmal kommt er an einen anderen Platz und ja, es ist wichtig für den weiteren Verlauf.

Das Stilmittel im ersten Kapitel eine spannende Situation vorwegzunehmen, die sich dann spät in die Geschichte einfügt, war für mich als hätte die Autorin auf die erste Seite ein Schild gestellt mit der Aufschrift: Die nächsten Seiten werden ziemlich langweilig, damit ihr wisst, dass das nicht so bleibt, hier eine Vorschau. 

Zusammenfassend war das Buch inhaltlich, vom Stil und dem Ich-Erzähler eine Enttäuschung.

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