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Rezension "Zeit aus Glas"

2. Teil der Seidenstadt-Trilogie von Ulrike Renk

gelesen dank Netgalley im August 2019.

Wie geht es mit der jüdischen Familie Meyer nach der Reichspogromnacht weiter? Das Konzept der Geschichte hat mich neugierig gemacht, die Ausführung gefällt mir leider nicht.

Das zweite Buch der Trilogie nimmt das letzte Kapitel des ersten Buches auf und beginnt mit einer breitgetretenen Version der exakt gleichen Geschehnisse. Auch danach zeichnet das Buch sich durch ausuferndes Erzählen auch der kleinsten Details aus. Der Speiseplan jeden Tages ist irgendwie kein Detail, das mich am jüdischen Leben 1938/39 interessiert.

Einige Details und Geschehnisse werden ständig wiederholt oder leicht umformuliert noch einmal erwähnt. Bei Dialogen wird jede oder fast jede wörtliche Rede mit "sagte" eingeleitet. Überhaupt Korrektorat und Lektorat. Im ersten Buch ist die Reichspogromnacht mal eben einen Tag verspätet am 10. November losgegangen, im 2. Buch ist dieser Fehler korrigiert worden. Das Mietshaus der Familie wurde im ersten Buch verkauft, im zweiten Buch existiert es noch als Rücklage und die Familie überlegt, ob es verkaufbar ist oder ob die Mieteinnahmen den Haushalt weiter tragen können.

Auch das Einstreuen immer der gleichen typischen Jugendworte der Zeit: fatal, knorke, phänomenal, meschugge in jedes Gespräch in ansonsten zeitlose Wortwahl wirkt aufgesetzt.

Die erzählte Geschichte ist interessant und das Thema wichtig, doch alle Details werden hier breitgetreten und dadurch langatmig und langweilig.

Fakten scheinen ansonsten gut recherchiert zu sein. Mit guter Nachbearbeitung und einigen Kürzungen hätte es ein gutes Buch werden können.

Einen Ansatz dazu kann man im letzten Drittel erahnen - mit der Planung der Ausreise nach England gewinnt die Geschichte Struktur und Tempo und wird dann, bis sie mit einem gewaltigen Cliffhanger endet, deutlich besser.

Insgesamt keine Leseempfehlung.

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