
Die Lotusblüte von Hwang Sok-Yong
Genre: Historischer Roman im asiatischen Raum
Erscheinungsdatum 2.05.2019 gelesen dank Netgalley als Ebook (EPub) im Juni 2019
Dieses Buch kann und muss man meiner Meinung nach aus zwei Blickwinkeln betrachten:
Zum Einen ist es ein Buch in der Tradition eines chinesischen Kopfkissenromans, d.h. die Lebensgeschichte in diesem Fall einer Frau, die sich von der Jugend bis zu Alter und Tod entfaltet, dabei etliche erotische Episoden darlegt und zusätzlich durch ausführliche Schilderung kultureller Aspekte (von Dekoration, Landschaften und Einrichtungsdetails bis hin zur Rezitation von Liedern und Gedichten) diesen Bereichen wesentlich mehr Raum zubilligt als dem Gefühlsleben der handelnden Personen. Für diese Zielsetzung ist das Buch, dessen geografische Bandbreite von Korea über China, Taiwan bis Japan reicht, größtenteils erfolgreich. Die politischen Aspekte rund um den Boxeraufstand hätten noch ein wenig mehr beleuchtet werden können und beim Gefühlsleben wirkt der Autor unschlüssig, ob er eher oberflächlich bleiben oder sich auf tiefgehende Gefühle einlassen soll.
Der zweite Zugang wäre ein westlicher Blick. Hier finden wir eine Geschichte, in der eine 15jährige als Lustmädchen an einen Greis verkauft wird, nach dessen Tod in der Prostitution landet, immer wieder Chancen hat, den Absprung zu schaffen, aber dennoch immer wieder im Milieu landet. Es wechselt zwischen Konkubine/gekaufte Liebhaberin, Billighure, gesellschaftliche Unterhalterin mit Escortanteilen bis hin zur Leiterin eines Zwischendings zwischen Bordell und niveuvollem Salon und selbst als sich aus einer Liebe die Möglichkeit entwickelt dauerhaft ein anderes Leben zu führen, bleibt es doch nur ein Intermezzo.
Als Buch in historischer Tradition finde ich das Buch gelungen, als heutigen Roman, der von einem heutigen Menschen geschrieben wird, ist die Ausnutzung von Lotusblüte für mich ein Grund das Buch als für mich eher nicht interessant einzuordnen.