
"Denn wir waren Krieger" von Wajima Safi
Erscheinungsdatum: 01.03.2019, gelesen als ebook dank Netgalley im März 2019
Genre: Belletristik, Zeitgeschichte
1980 kommen die hochschwangere Layla, ihr Ehemann Jamal und die kleine Mina auf der Flucht vor den russischen Panzern am Münchner Hauptbahnhof an.
Layla erzählt ihr Erleben in Deutschland vermischt mit Rückblicken aus Afghanistan. Bis heute bleibt sie diesem Land hier fremd.
Dieses Buch hat es mir nicht einfach gemacht, nicht weil die Geschichte oder Erzählweise schwierig war, sondern weil mit Layla bis zum Ende weder vertraut noch sympathisch geworden ist. Sie ist eine sehr ambivalente Frau, die sich in Deutschland immer in die Heimat zurücksehnt, Ausgrenzung viel stärker beachtet als Zuwendung und immer in dem Spannungsbogen einer intelligenten und gut ausgebildeten Frau steckt, die sich freiwillig in ihre Wohnung einigelt und auch selbst Kontakte nach außen oft verweigert. Die Beziehung zu ihrem Mann ist schwierig, da beide Zuneigung weder zeigen noch wirklich einordnen können. Layla ist sowohl in den Rückblicken in der Heimat und auf der Flucht als auch in der neuen Heimat eine zutiefst gespaltene Persönlichkeit, die sich Ängsten verliert, Alpträume pflegt und manchmal auch ihre Andersartigkeit zelebriert. Die Rollen der Eheleute sind unverrückbar und ihre Aufgaben den Kindern oder anderen Familienangehörigen gegenüber nicht verhandelbar. Der Sohn wird im Spannungsbogen zwischen alter und neuer Heimat aufgerieben und die Tochter verschwindet irgendwann aus der Erzählung. Leider werden Zeitstrukturen in der Geschichte nicht immer klar, was einige Fragezeichen lässt.
Die Geschichte hat mich sehr interessiert, die Personen haben mich auf Distanz gehalten, leider war es für mich kein lohnendes Leseerlebnis