
Die Tochter des Pianisten von Lilian Kim
Erscheinungsdatum: 4.7.2018 gelesen im Juli 2018 als ebook (Kindle) zur Verfügung gestellt von der Autorin - Vorabexemplar
Genre: Belletristik, Nordkorea, Familienroman
Dieses Buch kam zu mir auf Nachfrage der Autorin, die in mehrere Rezensionen zu "asiatischen Romanen" bei mir gelesen hatte. Auch wenn mein großes geografisches Interesse verstärkt China gehört, lese ich in den letzten Jahren immer wieder interessante Bücher, die mehr oder weniger stark in den verschiedensten asiatischen Ländern verwurzelt sind. Danke erst einmal für das Rezensionsexemplar, das ich mit Freude gelesen habe.
Das Buch fällt ganz klar in zwei deutlich getrennte Teile; im ersten Teil wird Yasuko, eine Japanerin, die mit einem Amerikaner verheiratet ist, von einem japanischen Strand aus nach Nordkorea entführt. Der erste Teil enthält die Geschichte Yasukos in Nordkorea, Einblicke in das Land, die politische Situation, Begegnungen und eine Liebesgeschichte. Der erste Teil endet mit der Geburt ihrer Tochter und bricht in einer Situation ab, in der sehr viele Details unklar sind. Dieser erste Teil spielt im Jahr 1988. Der erste Teil ist recht linear erzählt, es gibt eine überschaubare Anzahl an handelnden Personen und an Perspektivwechseln.
Der zweite Teil beginnt im Jahr 2016 in Berlin, Sarah, die Tochter, wude offensichtlich von einer deutschen Familie adoptiert und weiß wenig bis garnichts über ihre Herkunft. Sie beginnt an einem Wendepunkt ihres Lebens mit der intensiven Suche nach ihren Wurzeln.
Der zweite Teil hat mich zunächst mehr interessiert, da ich die Fakten des ersten Teils kannte (Hatte in diesem Jahr "Die Entführung des Waisen Jun Do" gelesen, in der auch die Entführungsthematik vorkommt). Die Personen im ersten Teil hatten aufgrund ihrer Erfahrungen im totalitären Regime weniger Entfaltungsmöglichkeiten und waren dadurch eher sparsam in ihren Eigenschaften aufgetreten. Der zweite Teil hat mich aber zunächst in seiner Vielschichtigkeit etwas überfahren. Es waren mir ehrlich gesagt zuerst zu viele Erzählstränge, die sich in den Kapiteln abwechselten und die Zuordnungen schwierig machten. Nach und nach entwirrten sich aber die meisten Beziehungen und nur wenige Fragen blieben am Ende offen. Mir war zwar recht früh klar, wie die Geschichte hinsichtlich Mutter und Beziehung ausgehen würde, aber der Weg dahin, der nach und nach die Fragen klärte, hat mir gut gefallen.
Ich mag Sarahs Humor: "Sieh mal, hätte Frodo mit Sauron gemeinsame Sache gemacht und den Ring monetarisiert, wäre das da seine Hobbithöhle!"
Andersherum finde ich Sarah Adoptivvater ein wenig zu dick aufgetragen - kann es sein, dass da eine Ursachengeschichte im Hintergrund überlegt war, die es am Ende nicht ins Buch geschafft hat? Es gibt so ein paar Andeutungen, aber ohne eine Geschichte bleibt er einfach nur sehr plakativ.
Dieser Trauspruch am Ende führt bei mir immer zum Schmunzeln - es ist der Klassiker, wenn der Pfarrer im Gespräch mit den Brautleuten wenig Lust auf Hintergrundinfos hatte. Der Text wird in der Bibel von der verwitweten Schwiegertochter zur Schwiegermutter gesagt und ist damit für mich sagenhaft unpassend zu einer Ehe, aber immer noch sehr beliebt.
Es ist ein wenig schwierig Details über das Buch zu erzählen ohne zu spoilern, aber kurz gesagt - auch wenn in der Mitte stellenweise ein wenig Anstrengung aufkommt, bis die vielen neuen Personen sich an die richtige Stelle begeben, es lohnt sich dranzubleiben und ist im Ganzen ein gelungenes Buch. Insgesamt gebe ich dem Buch 4 von 5 Sternen.
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