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Rezension Animant Crumb Staubchronik

Animant Crumb Staubchronik von Lin Rina

Erscheinungsdatum: 20.11.2017 gelesen als Teil meiner Drachenmondbox Anfang Juli 2018, Softcover

Genre: Historischer Roman, Liebesroman

Es gibt Bücher, bei denen kann ich sofort und problemlos erklären, was mir gefallen hat - bei diesem Buch ist es irgendwie anders.

Zunächst ich mag Liebesromane nicht so besonders, auch Jane Austen nicht. Ist ganz ok, aber reißt mich nicht vom Hocker.

Dieses Buch ist, wenn ich es seziere genau das, was ich nicht mag: Eine Liebesgeschichte, aufmüpfige junge Frau, die sich nicht in die Rolle einfügt, die die Gesellschaft für sie vorsieht (Ehefrau und Mutter), sondern lieber liest und zwar Sachbücher, mit denen sie Wissen anhäuft, gerät in ein Arbeitsumfeld als Bibliotheksassistentin in London. Dort entdeckt sie neue Facetten des Lebens und die Liebe. Das Ergebnis ist vorhersehbar, das Buch hat zahllose Wiederholungen und Füllsel, unerwartete Wendungen passieren nur so nebenbei und das Happy end wird in die letzten paar Seiten gequetscht. Das klingt grauslich und trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Ich habe die Geschichte in zwei Tagen verschlungen, habe mich gefreut, dass ich es trotz der mehr als merkwürdigen Zuordnung bei Amazon (Fantasy, Vampire) und des Klappentextes, der mit dem Hinweis auf die Suchmaschine meine Neugier weckte - die in keiner Weise befriedigt wurde, unvoreingenommen gelesen habe.

Was hat mir gefallen? Der süffige Schreibstil, gerade weil er nicht Jane Austen und ihre Zeit kopiert, sondern stattdessen neben Anleihen der handelnden Zeit immer wieder in heutige Formulierungen rutscht. Die politisch unkorrekte Hauptperson Animant, die wegen des Erbes nie arbeiten oder heiraten muss und nicht einmal merkt, dass sie für ihren Monat Arbeit keinen Lohn verlangt oder erhält. Die sich über Ungerechtigkeiten gegen Frauen aufregt und sie nur mit weiblichen Mitteln und ein wenig Betrug (Verleihzettelfälschung) umgehen kann. Die sich für immun gegen Gefühle hält und trotzdem ein ganzes Buch mit Fragen und Zweifeln zur ersten Liebe füllt.

Der Antiheld des merkwürdigen Bibliothekars mit seinen "Geheimnissen".

Die "Arbeitswelt" im ausgehenden 19. Jahrhundert, die Damen von Stand Studium und bezahlte Arbeit verbietet und aus der Frau in der Bibliothek das von den Studenten bestaunte Unikum macht.

Außerdem hat mich das Cover begeistert und die ganze Aufmachung des Buches ist einfach nur schön.