
Daniel Möller "Die Träume, die ich rief"
Erscheinungsdatum 22.12.2016, gelesen im Rahmen der Facebook-Blogtour "VIELFÄLTige SommerTRÄUMErei" als ebook (Kindle) im Juni 2018
Genre: Belletristik
Henri, der eigentlich nie träumt, wird von Träumen verfolgt, in der ihn eine heiße Rothaarige fasziniert. Dumm, dass genau diese Frau ihm in der Firma als neue Mitarbeiterin zur Einarbeitung zugeteilt wird und dass er sich so gar nicht vorstellen kann für eine andere Frau als seine Sara Gefühle zu haben...
Das Buch interessierte mich, da ich von dem Autoren kürzere Geschichten wie z.B. aus der Fanzauber-Anthologie kannte und von diesen begeistert war. Thema und Klappentext habe ich im Vorfeld wenig beachtet und das Cover unter "schönes Traumfängerbild, möglicherweise Esoterik" abgespeichert.
Dementsprechend hatte ich keine Erwartung in welche Richtung die Geschichte gehen würde und leider ziemlich Probleme mich in der Geschichte einzufinden.
Das Thema Träume und Traumhandlungen ist sehr intensiv geschildert und gut recherchiert. Dennoch springt der Funke nicht über, da ich mich in Henri lange kaum hineinfühlen kann. Schuldgefühle wegen heißen Traumszenen, Schwierigkeiten den Alltag zu bewältigen und in der Firma zu funktionieren, weil die eigenen Gefühle und Nichtgefühle von Traum und Wirklichkeit nicht harmonieren? Eine Firma, in der tagelange private Internetsuche und ewig lange Kaffeepausen zusammen mit häufig abgekürzten Arbeitstagen völlig normal sind? In den Schreibstil und die Erzählweise musste ich mich auch erst einmal einfinden, speziell das detailreiche Familienleben mit Spieleabenden oder launigen Abendbroten, Einschlafritualen und vielen anderen Details, habe ich stellenweise nur als Füllsel empfunden. Bis so etwa 2/3 des Buches war für mich kaum eine der Figuren als Mensch greifbar, Beweggründe schwierig einzuordnen und Handlungen weder wichtig noch vorhersehbar. Henri war zu blaß, Sara und die Kinder wirkten eher wie Beiwerk und Dekoration, der Kollege mit seiner Internetliebe war für mich ein Kandidat für eine anstehende Katastrophe, der Chef ein Klischee und Irina gerade in ihrer Schönheit und Erotik farblos.
Als dann aber die Eskalation sich aufbaute und geschah, fielen für mich die Teile der Geschichte an ihren Platz und alles wurde zwar nicht realistischer, aber rund.
Dieses Buch ist nicht esoterisch, Träume, Traumdeutung und das aktive Handeln im eigenen Traum wird sehr fundiert betrachtet und die Möglichkeiten und Grenzen des aktiven Eingreifens sind gut geschildert.
Ansonsten behandelt das Buch eine klassische Thrillersituation in einem deutschen Umfeld, allerdings entwickelt sich der Spannungsbogen sehr lange nur im Kopf der Hauptperson und im Unterschied zu anderen Thrillern ist die Bedrohung für mich von außen eher nicht nachvollziehbar.
Schwierig fand ich, da ich meist andere Genres lese, die ausführliche Selbstbetrachtung des Gefühlslebens und den hohen Ehrenkodex, den Henri sich selbst zu diesem Thema zuordnet.
Das Buch einzuordnen und zu bewerten fällt mir eher schwer, weil ich befürchte dem Buch nicht ganz gerecht zu werden. Leser, die Beziehungsthemen auch abseits vom Mainstream lesen, werden sich in diesem Buch sicher besser wiederfinden als ich, auch wenn ich mich in der Summe dann doch gut unterhalten gefühlt habe.