
Martin Danesch, Sieben Worte
Gelesen dank des Autors als ebook (kindle) Anfang März 2018
Genre: Liebesgeschichte, Schicksal, Esoterik
Zu diesen Büchern kam ich durch Zufall oder Facebook, der Autor suchte interessierte Leser seines Buches in drei Teilen und da sich die Beschreibung interessant anhörte, habe ich trotz meiner eher geringen Neigung zu Liebesgeschichten, zugegriffen.
Die Geschichte besteht aus drei Teilbüchern, die jeweils weniger als 200 Seiten umfassen. Der einzige Teil, der bis zu einem gewissen Grad auch eigenständig funktionieren kann, ist der erste Teil, daher möchte ich das Leseerlebnis gesamt mit in meine Bewertung hinein nehmen.
Zunächst, ich habe mich ungeheuer schwer getan in die Geschichte hinein zu kommen. Den ersten Teil habe ich tatsächlich fast abgebrochen und ich gestehe, dass ich einzelne Seiten nur diagonal gelesen habe. Mein Problem mit diesem Buch war der für mich viel zu detailverliebte Schreibstil. Wenn es für die Handlung wichtig ist, freue ich mich über tiefe Einblicke in das Gefühlsleben, aber an für die Handlung und die Personenentwicklung eher unwichtigen Stellen kann ich auch mal auf Details verzichten. Wenn z.B. das Anzünden einer beliebigen Zigarette auf vier Zeilen gedehnt wird oder das Schminken der Lippen mit einer Raupenanalogie untermalt wird, dann bin ich aus dem Lesefluss raus. Ebenso kann ich (in Teil drei) die markante Beschreibung der Augen der jeweiligen wichtigen Frau im Leben an irgendeiner Stelle auch nicht mehr ertragen.
Aus meiner ganz persönlichen Meinung heraus hätte das Gesamtwerk ohne irgendetwas Wesentliches wegzulassen auf eine Gesamtlänge von 300-400 Seiten gekürzt werden können.
Da die Handlung des ersten Teils in einem sehr kurzen Zeitraum spielt, fällt dies im ersten Teil am Stärksten auf, während Teil 2 und 3 auch Zeitsprünge über Monate und Jahre enthalten und dadurch für mich einen stimmigeren Stil hatten.
Teil 1 Begegnung
Bernhard und Margot begegnen sich in der Baufirma, in der beide arbeiten. Keiner von beiden hat ein Interesse einen Partner zu finden, denn Margot ist auf der Flucht und Bernhard arbeitet daran durch eine bahnbrechende Erfindung berühmt zu werden. Die Geschichte ist stimmig, die Gefühle der Beiden füreinander sind, ebenso wie die Irrwege und Unsicherheiten, plausibel geschildert. Die zeitliche Einordnung der Geschichte in die 60er Jahre findet sich in vielen Details unterstrichen. Das Buch könnte interessant sein für Menschen, die eine tiefe Liebesgeschichte suchen und diese gern durch ausführliche Beschreibungen des Gefühlslebens unterstrichen sehen. Das Ende ist vergleichsweise schnell und abrupt und sein Sinn erschließt sich erst in den Folgebänden.
In diesem Buch ist nichts zu finden, was mit dem Titel (welche sieben Worte) in Verbindung steht. Das Cover ist nett, wäre mir aber in einem Buchgeschäft eher zu beliebig und würde untergehen. Eine wirkliche Verbindung zum Buch finde ich erst über Nachdenken nach dem Lesen.
Teil 2 Meisterung
Bernhard findet sich am Nullpunkt, bricht sein altes Leben ab und beginnt neu. In Australien findet er eine mögliche neue Liebe, aber statt sich darauf einzulassen, verliert er sich wieder in seinen Lebenszielen. Nach verschiedenen Gründen, die ihn aufhalten und daran hindern eine wirkliche neue Beziehung zu beginnen, entscheidet er sich zu spät.
Am Ende sucht und findet er einen ruhigen Hafen für sich und einen Ausgleich, der sein Leben besser füllen kann als jedes Streben nach Großem. Das Buch endet nach dem Leben von Bernhard in einer jenseitigen Welt. Erst an dieser Stelle wird das erste Mal von den sieben Worten aus dem Titel gesprochen, ohne diese wirklich zu nennen.
Das Buch endet mit einem Neubeginn, der schon den Ansatz zur Erfüllung in sich enthält.
Dieses Buch war handlungsreicher als der erste Titel. Den Schlussaspekt mit den sieben Worten fand ich etwas gewollt, da das Buch auch ohne den Schlenker rund geworden wäre. Die Persönlichkeitsentwicklung von Bernhard fand ich (bis auf die unnötigen Details) stimmig und nachvollziehbar und auch die meisten anderen Personen waren zwar nicht durchgehend in ihren Entscheidungen verständlich aber in sich genauso stimmig wie die Beziehungen zueinander.
Die Szenen nach dem Tod fand ich gelungen, sie waren für mich genau die richtige Dosis um nicht aufgesetzt und zu esoterisch zu wirken und trotzdem die Unterschiede zwischen dem irdischen Leben und dem Jenseits herauszuarbeiten ohne sich in Richtung einer einzelnen Religion zu bewegen, was hier nicht so gut gepasst hätte.
Insgesamt hat mir Teil 2 deutlich besser gefallen als Teil 1, nur der Bereich der Verschwörungstheorien war mir zu dick aufgetragen und passte für mich nicht in den ganzen Stil und Inhalt der drei Bücher. Es fühlte sich ein wenig so an, als müssten noch ein paar Seiten gefüllt werden.
Auch wenn hier der Titel ganz am Ende Erwähnung findet, wirkt dieser Schlenker für mich ein wenig aufgesetzt, wie eine nachträgliche Idee. Das Cover passt in die Reihe und auch wenn ich bei der Betrachtung der Kurve das Gefühl habe, dass sie dem Gefühlsleben des Hauptdarstellers angeglichen ist, springt der Funke nicht so richtig über.
Teil 3: Sieben Worte
In diesem Teil erschließt sich mir endlich welche sieben Worte als lebensverändernd ausgesprochen wurden. Mir ist die Auswirkung der sieben Worte zu groß, gerade dass mehrere Personen betroffen sind (mehr Details würden spoilern), passt für mich nicht in das grundsätzliche Gedankengerüst, wie es bei mir ankommt. Dieser Teil des Buches bis hin zum Neubeginn, der aber jetzt eine große Aufgabe enthält, hinterließ bei mir einen bitteren Nachgeschmack.
Die anschließende Freundschafts- und Liebesgeschichte zwischen Milena und Vincent ist die logische Folge auch wenn Milenas Gewissheit mir manchmal fast schon aufgesetzt erschien. Dies kann natürlich daran liegen, dass Milena nach der ersten intensiveren Vorstellung nur wenig aktiv in Erscheinung tritt. Was in den ersten Bänden zu viel Aufmerksamkeit für alle, auch unwesentliche Details umfasste, wird hier im dritten Band nur einseitig im Umfeld von Vincent eingesetzt. Ihre Gedanken- und Gefühlswelt wird vergleichsweise nur angerissen, aber da das Ende der Geschichte durch den Traum eigentlich schon vorweggenommen wurde, bringt dies keine zusätzliche Spannung.
Der Epilog war für mich eher gut gemeint als gut, das hat aber persönliche Gründe. Nichts gegen Schamanismus oder esoterische Vorträge und Schulungen, passt alles in die Geschichte und die Personenentwicklung.
Die drei Teile waren unter dem Strich eine interessante Leseerfahrung. Um sie genießen zu können, sollte man Liebesgeschichten mögen, ausführliche Vorstellung des Gefühlslebens schätzen, offen für Dinge außerhalb des Denkgebäudes von Naturwissenschaften sein. Für Menschen, auf die dieses zutrifft, gebe ich gern eine Leseempfehlung.