
Kerry Drewery, Marthas Mission Erscheinungsdatum 23.02.2018
gelesen dank Netgalley im Februar 2018 als Ebook (Kindle)
Genre: Fantasy, Jugendroman
Marthas Mission ist, was mir leider erst in der Mitte des Buches klar wurde, der 2. Band eines 3-Teilers. Band 3 ist aktuell (Februar 2018) noch nicht in Deutschland erschienen. Das ist für das Leseerlebnis schade, da es zwar möglich ist dieses Buch ohne den Vorgänger zu verstehen, die Handlung aber an einer wesentlichen Stelle abbricht, die Band 3 für einen kompletten Lesegenuss wichtig macht. Wenn ich diese Information bei Netgalley gefunden hätte, hätte ich das Buch vermutlich (noch) nicht gelesen.
Das Buch spielt in einem westlichen Land, laut Klappentext USA, in einer Atmosphäre zwischen Realityshow und 1984. Dass die Hauptdarsteller unter 18 sind, ist in diesem Buch für die Handlung wesentlich und sie handeln auch altersgemäß. Besonders in Situationen wo andere Personen versuchen z.B. Martha hereinzulegen, macht sie auf eine erfrischende Art auch Fehler und ist nicht die perfekte Heldin, die über altersuntypische Erfahrung zu verfügen scheint.
Die Welt in der dieses Buch spielt wird von einem Fernsehsender beherrscht und darin von zwei Fernsehshows in denen das komplette Rechtswesen abgewickelt wird. Eine Laienjury, die sich in diese Positionen einkauft, entscheidet über Rechtsfälle jeder Dimension, eine Verteidigung ist nicht möglich und selbst das Recht auf 30 Sekunden Redezeit für den Angeklagten wird fallweise ausgehebelt. Das Buch zeigt eine verrohte Mittel- und Oberschicht, die sich komplett vom Sender manipulieren lässt.
Die Grundstory ist ein Mord nach Recht der Romansituation, der in unserem Rechtsverständnis als Notwehr gehandelt würde. Da in dieser Gesellschaft aber mildernde Umstände so wenig gelten wie Ursachenforschung, Beweise manipuliert werden und die Mächtigen die Welt als Spielfeld behandeln, führt der Tod eines Menschen zu einer 7tägigen Qual in wechselnden Todeszellen mit Lifeübertragung und Abstimmung ob die Hinrichtung durchgeführt wird.
Die Geschichte ist gegliedert in die 7 Tage in der Todeszelle und wird aus der Sicht verschiedener Beteiligter erzählt. Macht- und Ohnmachtstrukturen, Angst, Verfolgung usw. sind gut nachzuvollziehen. Die Geschichte ist spannend und gewinnt Fahrt auch wenn leider dieses Buch mit einem Cliffhanger endet.
Aus der Sicht eines Erwachsenen, der deutlich außerhalb der Kernzielgruppe liegt, habe ich ein wenig Schwierigkeiten mit der dargestellten Welt. Obwohl das Internet existiert, scheint Interesse und Lebensinhalt fast der gesamten Bevölkerung ausschließlich der einzige dargestellte Fernsehsender und darin die Shows zu sein, die das Rechtssystem bilden. Handys werden für das Voting in den Shows verwendet, andere Onlinenutzungen gibt es nicht. Die Bücher sind wohl in Amerika erfolgreich, sie scheinen aber vor einigen Jahren geschrieben zu sein, als die Nutzung von Mobiltelefonen noch weniger vielseitig war oder die Autorin hat sich einfach das Schreiben erleichtert, indem sie hier eine Parallele zu 1984 und dem einziger Informationskanal dort geschrieben hat.
Mir hat das Buch gut gefallen, ich werde den 3. Teil auf jeden Fall auch lesen.